Hochwasser- und Starkregenschutz am Keller: So schützen Rückstauklappen Ihren Keller effektiv
Nov, 12 2025
Wenn es stark regnet und die Kanalisation überlastet ist, fließt das Abwasser nicht mehr ab - es staut sich zurück. Und wo? Genau: in Ihrem Keller. Kein schöner Gedanke, aber in vielen Teilen Österreichs, besonders in Regionen wie Salzburg, wird das immer häufiger Realität. Die Lösung? Eine Rückstauklappe. Sie ist keine Luxus-Option, sondern ein praktischer, mechanischer Schutz, der Ihren Keller vor verseuchtem Wasser bewahrt - und zwar ohne Strom, ohne teure Technik, einfach und zuverlässig.
Wie funktioniert eine Rückstauklappe wirklich?
Stell dir vor, dein Abwasser fließt normalerweise vom Keller durch das Rohr zur öffentlichen Kanalisation. Alles klar. Doch wenn es stark regnet, ist die Kanalisation voll. Das Wasser kann nicht mehr abfließen - und drückt zurück. Dann kommt es zu einem Rückstau: Abwasser, Regenwasser, sogar Fäkalien, steigen durch deine Abflussrohre in deinen Keller hoch. Ein Albtraum. Eine Rückstauklappe verhindert das. Sie sitzt in deinem Abwasserrohr, meist direkt vor der Wand, wo das Rohr aus dem Keller nach draußen führt. Sie hat zwei Klappen aus Edelstahl oder Nitrostahl, die mit Gummidichtungen abgedichtet sind. Bei normalem Abfluss bleiben die Klappen offen - das Wasser kann raus. Sobald aber Wasser von außen zurückdrückt, drückt es die Klappen zu. Sie schließen sich automatisch, wie ein Rückschlagventil. Kein Wasser kommt mehr rein. Und wenn die Gefahr vorbei ist, öffnen sie sich wieder von selbst. Einige Modelle, wie die doppelte Rückstauklappe von Capricorn, haben sogar zwei Klappen hintereinander. Das ist wie eine Sicherheitskopie: Selbst wenn die erste nicht perfekt dichtet, hält die zweite. Und ja - viele sind auch gegen Ratten geschützt. Kein Tier kann durch die geschlossenen Klappen kriechen.Wo wird die Klappe eingebaut?
Die Position ist entscheidend. Du hast drei Optionen:- In der Abwasserleitung im Keller: Die einfachste und am häufigsten gewählte Lösung. Wenn deine Rohre frei liegen - etwa in einem Keller mit Sichtbeton oder offener Dämmung - kann die Klappe direkt in das Hauptabwasserrohr eingebaut werden. Vorteil: Du siehst sie, kannst sie kontrollieren, reinigen, warten. Kein Bohren in die Bodenplatte nötig.
- In der Bodenplatte: Bei umfassenden Kellerrenovierungen, wenn die Bodenplatte aufgebrochen wird, ist das die perfekte Stelle. Hier wird die Klappe direkt in das Rohr eingebaut, das durch die Bodenplatte nach draußen führt. Der Nachteil: Du musst den Boden aufbrechen. Aber wenn du sowieso sanierst, lohnt sich das.
- Im Revisionsschacht: Wenn zwischen Haus und Straße ein Schacht existiert, kann die Klappe dort installiert werden. Das ist seltener, aber möglich. Der Vorteil: Du musst nicht im Keller arbeiten. Der Nachteil: Du hast keinen direkten Zugang zur Wartung - das ist riskant.
Die meisten Profis empfehlen die Installation im Keller. Warum? Weil du sie selbst prüfen kannst. Und das solltest du - mindestens zweimal im Jahr.
Was brauchst du für die Installation?
Wenn du es selbst machst - und das ist möglich, aber nicht immer ratsam - brauchst du:- Wasserpumpenzange
- Schraubendreher
- Flex mit Trennscheibe
- Bohrhammer (wenn Fliesen oder Beton durchbrochen werden müssen)
- Dichtmasse
- Meißel
- Überwurfmuffen und Gleitmittel
Der Einbau ist kein Zauberspruch, aber er erfordert Präzision. Laut ACO Shop gibt es einen 13-Schritte-Prozess: Rohr abtrennen, Enden entgraten, Muffen vorbereiten, Klappe einsetzen, mit Schellen fixieren, versiegeln. Besonders wichtig: Das Rohr muss mindestens 50 mm aus der Wand ragen. Sonst passt die Klappe nicht. Wenn nicht - musst du Beton ausarbeiten. Und: Die Rohrleitung muss spannungsfrei verlegt sein. Sonst drückt sie die Klappe kaputt.
Wenn deine Leitung unter Fliesen liegt - und das ist in vielen Kellern der Fall - brauchst du einen Bohrhammer wie den Makita DHR 202. Du musst die Fliesen aufbrechen, das Rohr freilegen, die Klappe einbauen - und danach alles wieder dicht und schön machen. Das ist Arbeit. Und es lohnt sich nur, wenn du es richtig machst.
Kosten: Was kostet eine Rückstauklappe?
Die Klappe selbst kostet zwischen 150 und 500 Euro - je nach Größe (110 mm, 125 mm, 160 mm, 200 mm) und Ausführung. Eine einfache Einzelklappe ist günstiger, eine doppelte mit TÜV-Zertifizierung teurer. Aber die Installation ist der größte Kostenfaktor.Fachbetriebe verlangen zwischen 500 und 1.500 Euro für den Einbau. Warum so viel? Weil es nicht nur ums Bohren geht. Es geht um: Rohr freilegen, richtige Neigung prüfen, Dichtungen setzen, Prüfung nach der Installation, Abfall entsorgen, Fliesen wieder verlegen, Abnahme dokumentieren. Ein schlecht eingebautes System funktioniert nicht - und das kann teurer werden als der Schaden, den es verhindern sollte.
Und ja - du kannst es selbst versuchen. Aber nur, wenn du Erfahrung mit Sanitärinstallationen hast. Sonst: Fachmann rufen. Ein Fehler hier kann dich tausende Euro kosten - wenn das Wasser kommt.
Wartung: Was du nicht vergessen darfst
Eine Rückstauklappe ist robust. Sie hat keine Elektronik, keinen Motor. Sie arbeitet rein mechanisch. Und sie hält mindestens 20 Jahre - wenn du sie pflegst.Das Problem? Ablagerungen. Fette, Haare, Papier, Schlamm - das sammelt sich im Inneren der Klappe. Wenn das passiert, schließt sie nicht mehr dicht. Und dann ist sie wertlos. Deshalb: Zweimal im Jahr öffnen und reinigen.
Einige Modelle haben einen Hebel. Dreh ihn - die Klappe öffnet sich manuell. Dann kannst du mit einem Pinsel oder einem Schlauch den Schmutz rauswaschen. Keine Chemie, kein Druckreiniger - das zerstört die Dichtungen. Nur Wasser, Bürste, Tuch. Und danach wieder schließen. Prüfen, ob sie dicht ist.
Ein Nutzer aus Salzburg berichtet: Nach einem Starkregen im Sommer 2024 hat er seine Klappe geöffnet - und war überrascht, wie viel Schmutz da war. "Vor drei Jahren war sie sauber. Jetzt war sie fast verstopft. Ich hab’s gereinigt. Und seitdem funktioniert sie perfekt. Wenn ich das nicht gemacht hätte - wäre mein Keller jetzt voller Schlamm gewesen."
Grenzen: Was eine Rückstauklappe nicht kann
Sie schützt nur vor Rückstau aus der Kanalisation. Nicht vor:- Grundwasser, das durch Wände oder Boden eindringt
- Überflutungen durch Flüsse oder Bäche
- Volle Kanalisation, bei der das Wasser überall hochsteigt - auch durch Waschbecken oder Duschen
Wenn die Kanalisation komplett überlastet ist, kann Wasser auch durch andere Öffnungen in den Keller kommen - zum Beispiel durch die Dusche oder die Toilette. Dann brauchst du zusätzlich eine Abwasserhebeanlage. Die pumpt das Wasser nach oben, selbst wenn die Kanalisation voll ist. Aber das ist eine andere Lösung - und teurer.
Wichtig: Dein Abwasserrohr muss ein ausreichendes Gefälle zur öffentlichen Kanalisation haben. Sonst fließt das Wasser nicht richtig ab - und die Klappe wird überlastet. Ein Fachmann prüft das vor der Installation.
Recht und Versicherung: Was du wissen musst
In Deutschland gibt es keine gesetzliche Pflicht, eine Rückstauklappe einzubauen. Aber in Österreich? Es wird immer strenger. In Salzburg und vielen Gemeinden im Flusstal werden sie von der Gemeinde empfohlen - und von Versicherungen oft verlangt.Wenn du keinen Schutz hast und dein Keller nach einem Starkregen voll ist - kann deine Hausratversicherung die Schadenszahlung verweigern. Warum? Weil sie sagt: "Das war vermeidbar. Sie hätten eine Rückstauklappe installieren können."
Die Deutsche Gesellschaft für Wasserwirtschaft (DWA) hat Richtlinien (DWA-A 128) veröffentlicht - und die werden in Österreich zunehmend als Referenz genommen. In Neubauten in Hochwassergebieten ist die Klappe heute fast Standard. In Bestandsbauten? Nur 25 Prozent der Häuser haben sie. Das ist zu wenig.
Was kommt als Nächstes?
Die Technik entwickelt sich. Es gibt schon intelligente Rückstauklappen mit Sensoren - die per App warnen, wenn die Klappe verstopft ist oder der Wasserstand steigt. Aber die sind teuer, kompliziert und haben nur eine Marktanteil von unter 5 Prozent.Die Zukunft liegt in besseren Materialien. Klappe, die weniger Schmutz anziehen, langlebigere Dichtungen, einfachere Wartung. Und in der Gesetzgebung. Experten prognostizieren: Bis 2030 wird die Rückstauklappe in Österreich in allen Häusern in Risikogebieten zur Pflicht. Weil die Starkregen nicht weniger werden - sie werden mehr.
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sagt: Bis 2050 steigt die Häufigkeit von Starkregen in Mitteleuropa um 20 bis 30 Prozent. Dein Keller ist nicht mehr nur ein Lagerraum. Er ist ein Risikofaktor. Und eine Rückstauklappe? Das ist der billigste Schutz, den du je investieren kannst.
Was tun, wenn du jetzt anfängst?
1. Prüfe: Steht dein Haus in einem Hochwassergebiet? Frag deine Gemeinde. 2. Lass deine Abwasserleitung von einem Sanitärfachmann prüfen - besonders das Gefälle. 3. Hole dir Angebote für eine Rückstauklappe (110 mm oder 125 mm sind die gängigsten Größen). 4. Lass die Installation von einem Fachbetrieb machen - nicht von einem Handwerker, der "mal was gemacht hat". 5. Mach dir einen Wartungsplan: Jeden Frühling und Herbst die Klappe öffnen und reinigen. 6. Dokumentiere alles: Kaufbeleg, Installationsprotokoll, Wartungsprotokoll. Das brauchst du für die Versicherung.Ein Keller ohne Rückstauklappe ist wie ein Auto ohne Airbag. Du fährst vielleicht 10 Jahre ohne Unfall. Aber wenn es passiert - dann ist es zu spät. Und du zahlst den Preis.
Kann ich eine Rückstauklappe selbst einbauen?
Ja, technisch ist es möglich - aber nur, wenn du Erfahrung mit Sanitärarbeiten hast. Du brauchst Fachwerkzeug, musst Rohre richtig entgraten, spannungsfrei verlegen und die Klappe exakt ausrichten. Ein Fehler führt zu Undichtigkeiten oder einer kaputten Klappe. Die meisten Experten empfehlen: Lass es von einem Sanitärfachbetrieb machen. Die Kosten für eine falsche Installation sind viel höher als die für eine professionelle Einbau.
Wie oft muss ich die Rückstauklappe warten?
Mindestens zweimal im Jahr - idealerweise vor dem Frühjahr und vor dem Herbst, wenn Starkregen wahrscheinlicher ist. Reinige sie mit Wasser und einer Bürste. Verwende keine Chemikalien oder Hochdruckreiniger - das beschädigt die Gummidichtungen. Prüfe, ob die Klappen sich frei bewegen und dicht schließen.
Schützt eine Rückstauklappe auch vor Grundwasser?
Nein. Eine Rückstauklappe schützt nur vor Abwasser, das aus der Kanalisation zurückgedrückt wird. Wenn Grundwasser durch Wände oder Boden in den Keller dringt, brauchst du andere Maßnahmen: Abdichtung, Drainage, Trockenlegung oder eine Pumpe. Die Klappe ist nur ein Teil des Gesamtschutzes.
Welche Größe brauche ich für meine Klappe?
Die meisten Häuser haben ein 110 mm oder 125 mm Abwasserrohr. Das ist die Standardgröße für Rückstauklappen. Prüfe das Rohr vor der Bestellung - misse den Innendurchmesser. Größere Rohre (160 mm oder 200 mm) kommen nur bei größeren Gebäuden oder Mehrfamilienhäusern vor. Wähle nicht einfach die größte Klappe - sie muss exakt passen.
Brauche ich eine doppelte oder eine einfache Klappe?
Eine doppelte Klappe bietet mehr Sicherheit - besonders in Gebieten mit häufigem Rückstau. Sie hat zwei Klappen, die unabhängig voneinander arbeiten. Selbst wenn die erste nicht dicht ist, hält die zweite. Sie ist etwas teurer, aber die zusätzliche Sicherheit lohnt sich. Für Normalrisikogebiete reicht eine einfache Klappe. In Hochwassergebieten oder bei Versicherungsanforderungen ist die doppelte Klappe die bessere Wahl.
Wird die Rückstauklappe von der Versicherung anerkannt?
Ja - wenn sie richtig installiert und dokumentiert ist. Viele Versicherer verlangen heute eine Rückstauklappe als Voraussetzung für den Schutz bei Rückstauschäden. Ohne Klappe kann die Versicherung die Zahlung verweigern, selbst wenn der Schaden durch einen Starkregen entstanden ist. Halte alle Unterlagen - Rechnung, Installationsprotokoll, Wartungsprotokoll - bereit.