Schimmelflecken überstreichen: Die richtige Vorbereitung und langfristige Vorbeugung an Wänden
Nov, 20 2025
Wer Schimmelflecken an der Wand einfach mit einer neuen Farbe überstreicht, tut sich und seiner Gesundheit keinen Gefallen. Das ist kein Reparaturversuch - das ist eine Zeitbombe. Schimmel wächst nicht nur sichtbar auf der Oberfläche, er frisst sich tief in den Putz, ins Mauerwerk, hinter die Tapete. Und wenn du ihn nur übermalst, bleibt er dort, atmet weiter, produziert Sporen - und wartet nur darauf, wieder sichtbar zu werden. In Hildesheim, wo die Winter kalt und die Luft oft feucht bleibt, ist das kein Seltenheit. Doch viele wissen nicht: Schimmelflecken überstreichen ist keine Lösung. Es ist ein Irrweg, der teuer wird.
Warum du Schimmel nicht einfach übermalen darfst
Die meisten Baumarktfarben, die du im Regal findest, sind für normale Wände gemacht. Sie haben einen pH-Wert von 7 bis 8 - neutral. Schimmel liebt das. Er ernährt sich von den organischen Bestandteilen in Dispersionsfarben, die oft aus Pflanzenölen, Bindemitteln oder Konservierungsstoffen bestehen. Eine solche Farbe ist kein Schild, sondern ein Buffet. Laut dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Stuttgart sind diese Farben sogar ein idealer Nährboden für neuen Schimmel. Und das, obwohl du gerade versuchst, ihn loszuwerden. Stell dir vor, du deckst einen Brand mit einem Tuch ab. Der Rauch bleibt, die Glut brennt weiter. Genau das passiert bei überstrichenem Schimmel. Die Sporen bleiben aktiv, verbreiten sich in der Luft, belasten deine Atemwege - besonders bei Kindern, Allergikern oder Asthmatikern. Das Umweltbundesamt hat gemessen: Bei Schimmelbefällen größer als 0,5 Quadratmeter steigt die Sporenkonzentration in der Raumluft auf über 10.000 pro Kubikmeter. Das ist gesundheitlich relevant. Und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sagt klar: Ab dieser Größe solltest du einen Fachbetrieb holen.Was wirklich passiert, wenn du nur übermalst
Eine Studie der TU München aus dem Jahr 2022 hat genau das untersucht: 78 Prozent der Fälle, bei denen Schimmel nur mit normaler Wandfarbe überstrichen wurde, zeigten innerhalb von sechs Monaten einen Rückfall. Das bedeutet: Du hast deine Zeit, deine Farbe und dein Geld verschwendet. Und der Schimmel ist stärker als zuvor - weil er unter der Farbschicht ungestört wachsen konnte. Dabei ist die Alternative nicht komplizierter, aber sie ist anders. Sie erfordert Geduld. Und sie erfordert, dass du die Ursache bekämpfst - nicht nur das Symptom. Schimmel entsteht nicht aus dem Nichts. Er wächst, weil die Luft zu feucht ist, weil die Wand kalt ist, weil du nicht richtig lüftest. Wenn du das nicht änderst, kehrt der Schimmel zurück - egal wie teuer oder „antischimmel“ die neue Farbe ist.Die richtige Sanierung: Schritt für Schritt
Eine echte Sanierung hat vier Schritte - und keiner davon ist „Farbe auftragen“.- Feuchtigkeitsquelle finden: Das ist der wichtigste Schritt. Ist es ein Leck in der Leitung? Undichte Fenster? Kondenswasser an Außenwänden? Oder einfach nur zu wenig Lüften? Miss die Luftfeuchtigkeit mindestens 72 Stunden mit einem Hygrometer. Wenn sie über 60 Prozent liegt, ist das Problem nicht die Farbe - das ist die Luft.
- Schimmel mechanisch entfernen: Trage eine FFP3-Maske und Einwegkleidung. Mit einer Nylonbürste oder einem Schaber entfernst du den sichtbaren Belag. Bei Putzwänden ist das besonders wichtig - der Putz ist porös und hält Sporen wie ein Schwamm. Nicht absaugen, nicht abwischen - abkratzen. Alles, was abbröckelt, kommt in einen verschließbaren Müllbeutel.
- Chemisch behandeln: Jetzt kommt ein spezielles Antischimmelspray, wie WecoSchimmelEx Professional. Sprühe es großzügig auf die betroffene Fläche - mindestens 10 Minuten Einwirkzeit. Danach spülst du mit klarem Wasser ab. Kein Essig, kein Wasserstoffperoxid. Die sind zwar „natürlich“, aber sie beschädigen die Wand und können Schimmel sogar anregen, wenn sie nicht richtig dosiert werden, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung.
- Trocknen lassen: Jetzt warten. Mindestens 48 Stunden. Die Wand muss trocken sein - unter 15 Prozent Restfeuchte. Mess mit einem CM-Feuchtigkeitsmessgerät. Wenn du das überspringst, wirst du den Schimmel wiedersehen. Die neue DIN 4108-13 aus Oktober 2023 schreibt diese Trockenzeit sogar verbindlich vor.
Welche Farbe du nach der Sanierung verwendest
Erst jetzt darfst du streichen. Und dann nur mit einer speziellen Antischimmelfarbe. Diese Farben haben einen pH-Wert zwischen 10 und 12 - das ist alkalisch genug, um Schimmelsporen abzutöten. Sie enthalten entweder Kupferverbindungen oder Silberionen, die nach DIN 53778 getestet sein müssen. Im Test der Stiftung Warentest (08/2023) schnitt die Alpina Bad- und Küchenfarbe mit „gut“ ab. Sie muss mit 10 Prozent Wasser verdünnt und satt aufgetragen werden. Die Auftragsmenge ist entscheidend: Mindestens 0,15 Liter pro Quadratmeter für die erste Schicht, 0,12 Liter für die zweite. Zu wenig Farbe - und der Schutz reicht nicht. Noch wirksamer als Silikatfarben sind Kalkfarben. Sie haben einen pH-Wert von 12,5 - das ist fast wie Reinigungsmittel. Sie sind ideal für neue Wände, aber nicht für alte, beschädigte Flächen. Sie müssen auf trockenem, stabilen Putz aufgetragen werden. Und sie sind nicht für Badezimmer geeignet, wo ständig Wasser ist. Neu auf dem Markt ist die Auro 351 von der Firma Auro. Sie verwendet pflanzliche Extrakte aus Thymian und Rosmarin - keine Chemie. Im Laborversuch des ift Rosenheim zeigte sie nach 12 Wochen 92 Prozent Schutzwirkung. Für alle, die auf natürliche Produkte setzen, ist das eine echte Option.Wie du Schimmel langfristig verhinderst
Die beste Sanierung nützt nichts, wenn du danach genauso lebst wie zuvor. Schimmel kommt nicht aus der Wand - er kommt aus deinem Verhalten.- Lüfte richtig: Stoßlüften ist der Schlüssel. Drei Mal am Tag, jeweils 10 Minuten, alle Fenster ganz auf. Das senkt die Luftfeuchtigkeit um durchschnittlich 22 Prozent - und das Schimmelrisiko um 65 Prozent, wie eine Langzeitstudie der TU Dresden zeigt. In Badezimmern nach jedem Duschen: mindestens 20 Minuten lüften. Ein Duschvorgang bringt bis zu 1,5 Kilogramm Wasserdampf in die Luft. Das muss raus.
- Heize konstant: Die Raumtemperatur sollte tagsüber mindestens 20 Grad, nachts 16 Grad betragen. Wenn du unter 18 Grad heizt, steigt die relative Luftfeuchtigkeit um 8 bis 10 Prozent - selbst wenn die Luftmenge gleich bleibt. Kältere Wände kondensieren mehr Feuchtigkeit. Das ist Schimmel-Grundlage Nummer eins.
- Entfeuchter nutzen: Wenn du in einer Altbauwohnung wohnst oder in einem Kellerzimmer, hilft ein Raumluftentfeuchter. Ein Modell wie der De’Longhi Aria Dry zieht bis zu 12 Liter Wasser pro Tag aus der Luft - bei 30 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Das ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.
Was kostet was - und was lohnt sich wirklich
Ein professioneller Schimmelsanierer kostet zwischen 45 und 65 Euro pro Quadratmeter. Das klingt teuer. Aber wenn du es selbst machst, sparest du nur auf der falschen Seite. Die Farbe im Baumarkt kostet 5 bis 8 Euro pro Quadratmeter - aber wenn der Schimmel nach drei Monaten zurückkommt, zahlst du doppelt. Und dann nochmal. Und dann nochmal. Ein Fachmann macht es richtig: Er findet die Ursache, entfernt den Schimmel fachgerecht, trocknet die Wand, trägt die richtige Farbe auf - und gibt dir eine Garantie. Das ist keine Ausgabe - das ist eine Investition in deine Gesundheit und deine Wohnung.Was du jetzt tun solltest
Wenn du Schimmel siehst:- Keine Farbe auftragen - nicht jetzt, nicht morgen.
- Die Feuchtigkeit messen - mit einem Hygrometer, nicht mit Gefühl.
- Die Ursache finden - ist es ein Leck? Falsches Lüften? Kalte Außenwand?
- Wenn der Befall größer als 0,5 m² ist: Fachmann rufen.
- Wenn er kleiner ist: Schritt für Schritt sanieren - wie oben beschrieben.
- Und danach: Lüften, heizen, entfeuchten - damit er nie zurückkommt.
Schimmel ist kein Problem der Wand. Er ist ein Problem der Luft. Und du kannst ihn besiegen - aber nur, wenn du ihn wirklich verstehst.
Kann ich Schimmel mit Essig entfernen und dann überstreichen?
Nein. Essigessenz kann kurzfristig den sichtbaren Schimmel abtöten, aber er dringt nicht tief genug in die Wand ein. Außerdem kann eine Konzentration über 10 Prozent den Putz angreifen und porös machen - genau das, was Schimmel braucht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt ausdrücklich vor Hausmitteln wie Essig oder Wasserstoffperoxid. Sie sind keine sichere Lösung und können den Schimmel langfristig sogar verstärken.
Reicht eine Antischimmelfarbe allein aus?
Nein. Antischimmelfarbe ist kein Wundermittel. Sie ist der letzte Schritt einer Sanierung - nicht der erste. Wenn du sie auf eine feuchte, schimmelige Wand aufträgst, wird sie nicht halten. Die Feuchtigkeit treibt den Schimmel durch die Farbe nach oben. Die Farbe muss auf einer trockenen, gereinigten und chemisch behandelten Fläche aufgetragen werden - sonst ist sie nutzlos.
Wie erkenne ich, ob der Schimmel wirklich weg ist?
Nach der Sanierung musst du die Wand mindestens 48 Stunden trocknen lassen. Dann misst du die Restfeuchte mit einem CM-Feuchtigkeitsmessgerät - sie muss unter 15 Prozent liegen. Sichtbar ist Schimmel oft nicht mehr, aber er kann noch da sein. Nur eine sachgerechte Messung zeigt, ob die Wand trocken ist. Wenn du kein Messgerät hast, lass es von einem Fachmann prüfen.
Warum wird Schimmel in Badezimmern immer wieder schlimmer?
Weil dort die Luftfeuchtigkeit nach jedem Duschen auf bis zu 90 Prozent steigt - und viele Menschen lüften nur kurz oder gar nicht. Die Wand kühlt ab, Wasser kondensiert, und Schimmel hat ideale Bedingungen. Die Deutsche Energie-Agentur empfiehlt: Nach jedem Duschen 20 Minuten lüften. Und die Heizung sollte nicht abgeschaltet werden - auch im Bad. Kälte ist der Hauptverbündete des Schimmels.
Ist eine Antischimmelfarbe mit pflanzlichen Inhaltsstoffen wirklich wirksam?
Ja. Die Auro 351, die Thymian- und Rosmarinextrakte enthält, hat im Laborversuch 92 Prozent Schutzwirkung nach 12 Wochen gezeigt. Sie ist eine gute Alternative für Menschen, die auf Chemie verzichten wollen. Wichtig ist: Auch diese Farbe muss auf einer sauberen, trockenen Fläche aufgetragen werden. Sie ersetzt nicht die Sanierung - sie schützt danach.